Zeichenbrut (1999)

Serie aus 16 Leuchtkästen mit gestapelter Zeichnung auf Glas, eingebrannte Siebdruckzeichnung, einzeln montiert, weiß, schwarz, silbergelb, 28x26x26 cm

Series of 16 light boxes with stacked drawing on glass, burnt-in silkscreen drawing, individually mounted, white, black, silver-yellow, 28x26x26 cm

Zeichenbrut! Die aus quadratischen Glasplatten gestapelten Lichtobjekte. Auf die einzelnen Glasplatten sind Figurenbildchen eingebrannt: typisierte Formen von Käfern, Schmetterlingsartigen Fabelwesen. Tiefe resultiert aus der Schichtung. Durch die am Boden befindliche Lichtquelle entstehen Gebilde die an Spiralnebel, Atolle, Gewölk aber auch vor allem an Brut erinnern. Es geht der Künstlerin nicht um die Abbildung von Geschöpfen des Lichtes. Die Elfen, Käfer haben lediglich die Funktion graphischer Versatzstücke. Es geht wieder um das Phänomen Licht und Raum. Für alle hier in Rheinfelden ausgestellten Arbeiten mit Glas verlässt die Künstlerin das zweidimensionale Begriffsvermögen der Malerei. Herbert Hurka bemerkt zu Recht (Katalog LES STATISTES), dass der Raum den Cristina Ohlmer sichtbar macht‚ ein konkreter – in Zeichenbrut sogar messbarer – Raum ist, der sich fundamental von dem illusionistischen, mit perspektivischen Tricks vorgetäuschtem Raum der Malerei unterscheidet …

(Dr. Matthias Schrenk, les statistes, Haus Salmegg Rheinfelden)

…a drawing brood! The light objects stacked from square glass plates. Figurative images are burnt onto the individual glass plates: typified forms of beetles, butterfly-like mythical creatures. Depth results from the layering. The based light source shapes reminiscent of spiral nebulae, atolls, clouds, but above all of brood. The artist is not concerned with depicting creatures of light. The elves and beetles merely are meant as different graphic tools to evidence the phenomenon of light and space. For all the works with glass exhibited here in Rheinfelden, the artist leaves the two-dimensional concept of painting. Herbert Hurka rightly remarks in the catalogue LES STATISTES that the space Cristina Ohlmer makes visible‘ is a concrete space – even measurable in the brood of signs – which is fundamentally different from the illusionistic space of painting …

(Dr. Matthias Schrenk, exhibition les statistes, Haus Salmegg Rheinfelden)

Links: Albert Ernest Carrier-Belleuse L’amour desarme / Die entwaffnete Liebe, um 1860 Terrakotta, Höhe 68 cm, 1988 erworben vom Verein der Freunde der Städtischen Museen Heilbronn e. V. und mit Mitteln der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung, Inv.-Nr. 6840/88

Rechts: Cristina Ohlmer Amor’s Amok, 1999 Holz lackiert, Glasscheiben mit eingebrannter Zeichnung, 44 x 80 x 20 cm, Städtische Museen Heilbronn Inv.-Nr. 7885/01

Cristina Ohlmer hat 1999 in der Vorbereitung einer Ausstellung des Südstudios in den Städtischen Museen Heilbronn eine Arbeit eigens für den Ausstellungsort entwickelt und darin Bezug auf die Sammlung des Hauses genommen (Abb. S. 59). Sie zitiert die plastische Arbeit „L’amour desarme / Die entwaffnete Liebe“ von Albert Ernest Carrier-Belleuse (Abb. S. 38) mit der sitzenden Venus, die Amor den Köcher aus der Hand genommen hat. Ohlmer überträgt die museale Plastik in die zweite Dimension: Das Motiv wird in das Glas eingebrannt und damit gleichsam entmaterialisiert. Gleich mehr-fach wird die historische Skulptur übertragen; der Betrachter erhält variierende Wahrneh-mungsmuster — für eine Bildinterpretation durch Assoziation. Das in seiner Struktur drei-teilige Bild geht mit der Verschiebung des Fokus auf Zeitreise: In der Aneinanderreihung wirken die Szenen wie ausgeschnittene Stills aus einem Film.

(Dieter Brunner, Textauszug Ausstellungskatalog „Skulptur im Dialog“, Städtische Museen Heilbronn)

In 1999, in preparation for an exhibition in the Südstudio of the Heilbronn Municipal Museums, Cristina Ohlmer developed a work especially for the exhibition venue and in it made reference to the museum’s collection (fig. p. 59, catalogue). She quotes the sculptural work „L‘ amour desarme / Die entwaffnete Liebe“ by Albert Ernest Carrier-Belleuse (fig. p. 38, catalogue) with the seated Venus who has taken the quiver from Cupid’s hand. Ohlmer transfers the museum sculpture into the second dimension: the motif is burned into the glass and thus dematerialized, as it were. The historical sculpture is transferred several times; the viewer receives varying patterns of perception – for an image interpretation by association. The structure of the three-part picture shifts through time by reflecting the focus: In their juxtaposition, the scenes seem like cut-out stills from a film.

(Dieter Brunner, excerpt exhibition catalogue Skulptur im Dialog, Städtische Museen Heilbronn)


Bezug/Reference: >> GEHÄUSE

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