AKTNACKTKUSS (Juli 2023)

Ausstellung: bis die Bude brummt 11. Juli – 16. Juli 2023, Museum für Neue Kunst Freiburg
Cristina Ohlmer, Julia Klockow, Zina Vaessen, Eleanora Godwin, Danial Arabali, Danesh Ashouri

Die Schenkung eines Lebenszeitgusses DER KUSS (Auguste Rodin) an das Museum ist den Künstler:innen Inspiration für eine Auseinandersetzung zu Inhalten über Künstler:in/Modell, Körper/Körperlichkeit, Anschauung/Leidenschaft. Gefühle hinter den Abbildern sind Teil der künstlerischen Interpretation/Betrachtung. Welche Motivation steuert die künstlerische Handschrift? Sie zeigen den Kuss als wandelbare Erscheinung, während Aktmodelle in einer sich entwickelnden Performance Gelegenheit zum Studium von Bewegungsabläufen und Sinnzusammenhängen anbieten.

 

Die Performance AKTNACKTKUSS ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Künstlerin Cristina Ohlmer und der Choreografin Julia Klockow sowie einem Team aus 4 weiteren Künstler:innen. Die Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Bildender zu Darstellender Kunst und setzt sich mit dem performativen und sozialen Potenzial des menschlichen Körpers in Bezug auf das Motiv „Maler & Modell“ und seiner bildgebenden Funktion für Kunst in Sammlungen und Museen auseinander.

PERFORMANCES IM AUSSTELLUNGSRAUM an 3 Tagen (Dauer jeweils ca. 40 min.)

  • Dienstag 11.7.2023 Performance 1: (GP öffentlich) 16:00
  • Donnerstag 13.07.2023 Performance 2
    MIDISSAGE: 17:00/ 18:00 artist talk
  • Freitag 14.07.2023 Performance 3: 16:00

sound collage: Stefan Reisinger (außerhalb der Performancezeiten)

Die Recherche für die Performances wurde unterstützt vom Regierungspräsidium Freiburg und der Stadt Freiburg

ZWEI KÖRPER, schutzlos der Kunst ausgeliefert?

Badische Zeitung Kultur 13. Juli 2023 René Zipperlen

In der Freiburger Ausstellungsreihe „Bis die Bude brummt“ hat Cristina Ohlmer eine interdisziplinäre Untersuchung zum Verhältnis von Modell und Künstler, Körper und Kunst eingerichtet.

Gerade noch haben die beiden Körper Posen aus der Kunstgeschichte zitiert, nun wechseln sie zu Standbildern aus dem Wortschatz der Kontaktimprovisation, sie verschränken sich in komplexen Hebefiguren – scheinen sich in ihrer Nacktheit zu beschützen, fast zärtlich. Und während in diesem Raum im Freiburger Museum für Neue Kunst das in Rodins weltberühmtem „Kuss“ vereinte Liebespaar auf grosser Leinwand in kreisender Bewegung abgetastet wird, begeben sich die von Julia Klockow und Zina Vaessen dargestellten Aktmodelle zunächst in Blickkontakt, dann auf Tuchfühlung mit Eleanora Godwin und Danial Arabali. Die auf dem Boden ihre Bewegungen zeichnend festhalten. Eindringlich forschend oder mit forscher Provokation spielen sie die Blicke zurück. Mischen sich ein, greifen ein in die Überführung ihrer Körper in Objekte nach der Vorstellung anderer.

Cristina Ohlmer, Reinhold Schneider Preisträgerin der Stadt, hat diesen Raum eingerichtet, in dem die Performance AKTNACKTKUSS das nicht immer spannungsarme Verhältnis zwischen Modell und Künstler ausloten  will. Von ihr stammt das aus vielen Einzelbildern zusammengesetzte Video, das den „Kuss“ untersucht und den Raum dominiert, in dem sie mit Spiegelfliesen Lichteffekte und Verbindungen erzeugt. Eine zweite, gemäldehafte Spiegelarbeit auf Staffelei verwandelt das einfallende Licht in eine kleine schimmernde Zauberei, schräg gegenüber zeigt sie Beispiele ihrer Glasarbeiten – Posen darauf stellen die Tänzerinnen nach.

Anlass für die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist einerseits der noch zu Lebzeiten des Künstlers entstandene Abguss von Rodins „Kuss“, den das Museum 2022 als Geschenk erhielt. Und andererseits die Reihe „Bis die Bude brummt“. Sie feiert seit April das 30-jährige Bestehen des Fördervereins und zeigt bis September wöchentlich wechselnde Ausstellungen von Künstlern, Künstlerinnen und Kollektiven aus Freiburg.

TWO BODIES, defenselessly at the mercy of art?

Badische Zeitung Culture 13 July 2023 René Zipperlen

In the Freiburg exhibition series „Bis die Bude brummt“, Cristina Ohlmer has set up an interdisciplinary investigation about the relationship between model and artist, body and art.

Just a moment ago, the two bodies were quoting poses from art history, now they switch to still images from the vocabulary of contact improvisation of dancers, melted to complex lifting figures – seeming to protect each other in their nakedness, tenderly. And while in this room in Freiburg’s Museum für Neue Kunst the lovers united in Rodin’s world-famous „Kiss“ are scanned in circling movement on a large wall projection, the nude models performed by Julia Klockow and Zina Vaessen appraise, then get up close and personal with Eleanora Godwin and Danial Arabali. These are sitting on the floor in front of them, drawing their silent moves. Insistently inquiring or with brash provocation, the models play back the glances. They get closer, intervene in the transformation of their bodies into objects according to the imagination of others.

Cristina Ohlmer, the city’s Reinhold Schneider Award winner, has set up this space, in which the performance AKTNACKTKUSS aims to explore the not always tension-free relationship between model and artist. She created the video, composed of many individual images, which explores the „kiss“ and dominates the space, in which she creates light effects and connections with mirror tiles. A second, painting-like mirror work on easel transforms the incident light into a little shimmering magic, diagonally opposite she shows examples of her glass work – poses on which the dancers recreate.

The occasion for the interdisciplinary collaboration is, on the one hand, the cast of Rodin’s „Kiss“, made during the artist’s lifetime, which the museum received as a gift in 2022. And on the other hand, the series „Bis die Bude brummt“. Since April, the series has been celebrating the 30th anniversary of the Friends of the Museum and will be showing weekly changing exhibitions by artists and collectives from Freiburg until September.

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